Mit Stimme überzeugen

Der zweifache Nutzen eines Flaschenkorkens oder „Sprich doch mal etwas deutlicher“

Sprechen, Artikulation

Haben Sie schon mal ein ca. 6 Wochen altes Baby beobachtet, wie es seine ersten Laute ausprobiert? Es gurrt da so etwas wie ein 'err' oder 'grr' vor sich hin und erkundet, was da dem Mund und der Zunge möglich ist. Wunderbar! Es macht die ersten Versuche zu artikulieren!

Etwas später, ca. ab derm 2. Monat beginnt es dann auch andere Laute hinzuzunehmen. Spielerisch probiert das Kind seine Zunge und Lippen und es entstehen Silben wie 'baba' und 'mama'. In dieser Phase könnten Kinder alle Laute, die es auf der Welt in den verschiednen Sprachen gibt erlernen. Denken wir z.B. an die für uns so exotischen 'Klicklaute', die durch eine Art Zungenschnalzen entstehen.

Mit dem 6. - 9. Monat wird die Produktion bewusster und es kristallisieren sich die typschen Laute der Muttersprache heraus, bis ab ca. dem 12 Lebensmonat die eigentliche Sprachentwicklung des Kindes entsteht.


Für uns im Erwachsenenalter ist das alles schon so selbstverständlich, dass wir nicht mehr darüber nachdenken, welche feinen und komplexen Bewegungen von Lippen und Zunge notwendig sind, um zu einer klaren und deutlichen Aussprache zu kommen. Es fällt erst auf, wenn wir gesagt bekommen: „Ich verstehe dich so schlecht, sprich doch mal etwas deutlicher.“

Aber nicht immer bekommen wir jedoch eine so deutliche Rückmeldung über die Art unseres Sprechens. Wir spüren aber, dass unsere Zuhörer unaufmerksam werden oder angestrengt wirken. Unabhängig davon, ist es für jeden Sprecher wichtig eine gute Artikulation zu haben.


Zwei wichtige Gründe sprechen dafür:

1. Eine gute Verständlichkeit ist gewährleistet. Der Zuhörer kann dem Gesagten mühelos folgen und kann sich voll auf den Inhalt unserer Mitteilung konzentrieren – ohne von Nuschlern und verschluckten Silben abgelenkt zu sein.

Ich meine damit nicht, dass man keinerlei Dialekt hören darf. Dialektale Einfärbungen geben eine individuelle Note, solange sie eben von allen verstanden werden.

2. Eine gute Artikulation, d.h. mit adäquaten Mundbewegungen und guter Zungenbweglichkeit, ökonomisiert das Sprechen und eine Kehlkopfüberbelastung wird vermieden. Dies kommt der Belastungsfähigkeit und Klangreinheit unserer Stimme sehr zu Gute.

Also, was können Sie tun, um Ihr Sprechen zu perfektionieren?

Hier ein paar Übungen zum Ausprobieren. Aber Vorsicht! Ein nicht eingeweihtes (unfreiwilliges) Publikum könnte ein wenig irritiert reagieren ….. :)

Übung 1 zur Lockerung von Zunge und Lippen:

  • kreisen Sie mit der Zunge mit geschlossenen Lippen vor den Zähnen (im Mundvorhof)

  • lassen Sie die Lippen mit viel Luft flattern (Kutscherlippen)

  • lassen Sie den Unterkiefer locker hängen, die Zungenspitze hat Kontakt mit den unteren Schneidezähnen und wölben Sie nun den 'Bauch' der Zunge nach außen, dann darf die Zunge sich wieder entspannt in den Mund legen


Übung 2 Artikulationsübungen mit Silben:

Sprechen Sie erst langsam und deutlich, dann können Sie schneller werden (ohne die Deutlichkeit zu verlieren!)

  • ma mo ma mo ma mo

  • pa ta pa ta pa ta

  • pfa pfi pfo pfu pfe

  • scha schla schma schna schwa

  • pla tra pla tra pla tra

  • sta ste sti sto stu

  • witzt wetzt watzt wotzt wutzt

Übung 3 mit dem Flaschenkorken:

Hier kommt endlich die Auflösung, welchen Nutzen ein Flaschenkorken noch haben kann, außer eine Flasche zu verschließen!

Lesen Sie zunächst den Übungssatz:


    Siebzehn Schnitzer, die auf siebzehn Schnitzsitzen sitzen und mit spitzen Schnitzen Ritzen in ihr Schnitzholz schnitzen, wobei sie schwitzen, sind siebzehn schwitzende, schnitzende, und im Schnitzsitz sitzende, spitze Schnitzen benützende Schnitzholzritzenschnitzer.

Dann halten Sie einen Flaschenkorken mit den Zähnen knapp am Rand des Korkens und sprechen den Satz nocheinmal. Versuchen Sie deutlich zu sprechen, auch wenn das bei einigen Buchstaben nicht so ganz gelingen wird.

Lesen Sie den Satz dann noch einmal ohne Korken und vergleichen Sie, wie es jetzt klingt, nachdem Sie die Übung gemacht haben.

Sie sehen, mit ein paar kleinen Übungen können Sie viel für eine bewusstere, klarere Aussprache tun. Probieren Sie es doch mal vor Ihrem nächsten Sprecheinsatz einmal aus.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Üben!

Bei Fragen oder indivuellen Problemen schicken Sie mir einfach eine Email. Ich freue mich über Ihre Nachricht.

stimme@dr-gerlinde-lamprecht.de


Dr. Gerlinde Lamprecht

„Meine Liebe zu Stimme, Sprechen und Auftreten durchzieht meine Biographie wie ein roter Faden.“

In meiner Arbeit als Stimmtrainerin und Coach begleite ich Sie auf dem Weg der Entfaltung Ihrer Stimme. In einer wertschätzenden und vertrauensvollen Atmosphäre finden wir Ihr Stimmpotential, stärken Ihre Stärken und überwinden negative Denk- und Verhaltensmuster.

Ich berate Sie zu Stimmcoaching, Sprechtraining, Redeangst und Lampenfieber in Bamberg

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